Geistlicher Impuls
Pfingsten
Gedanken von Pastor Albrecht Mantei
Eigentlich hat er uns nichts hinterlassen, jener Wanderprediger im Palästina der Zeitenwende – keine einzige Zeile, keinen Gegenstand und keinen Eintrag im Taufregister von Nazareth. Er war auch nicht Christ und schon gar nicht katholisch oder evangelisch. Das sind ziemlich ungeordnete Verhältnisse für einen jungen Mann, der nichts Geringeres zu bieten hatte als „den Weg, die Wahrheit und das Leben“. Des Schreibens kundig hätte er wenigstens ein Buch verfassen können, vielleicht sogar „das Buch der Bücher“, so vollständig und so klar, dass seine Botschaft für jedermann plausibel würde – von nun an bis in Ewigkeit. Und als einer, der Stürmen gebietet und Tote auferweckt, hätte er auch gleich noch übersetzen können, in alle Sprachen der Welt ... Fehlanzeige.
Stattdessen hat er Geschichten erzählt, Menschen geheilt oder getröstet und kleine Ereignisse erzeugt. Ein paar Zeitgenossen waren so beeindruckt, dass sie alles stehen und liegen ließen, um ihm zu folgen, und ein paar Machthaber fühlten sich so bedroht, dass sie einen Schauprozess inszenierten und ihn auf grausame und schändliche Weise hinrichten ließen. Ein schwerer Schock für seine Jünger, denn was war nun mit dem „nahen Gottesreich“? Merkwürdiges geschah. Die Geschichte war nicht zu Ende. Nach seinem Tod erschien er ihnen als ein Lebender. Die Geschichte ging auf andere Weise weiter. „Wer war das?“, fragten sie sich von nun an. Was hat er gesagt und wie hat er es wirklich gemeint? Eine Bewegung von ungeheurer Sprengkraft war entstanden. Fischer und Handwerker gingen auf die Straßen und redeten drauflos. Wenn nötig, ließen sie sich sogar erschlagen. Es erfasste die Leute wie „Sturmesbrausen und Feuerzungen“.
Pfingsten!
Da sage noch einer, es sei ein blasses Fest ... Keine Spur! Es war genau 50 Tage nach Ostern. Menschen waren zusammen. Sie kamen aus verschiedenen Kulturen und Nationen, und sie wurden ergriffen vom Geist Gottes. Sie waren so inspiriert von dieser Kraft, dass Außenstehende sagten: „Die sind doch betrunken.“ Aber auch davon: keine Spur! Die Köpfe glühten nicht vom Alkohol, sondern vor Begeisterung. Sie waren Feuer und Flamme. Obwohl sie in verschiedenen Sprachen heimisch waren, konnten sie sich dennoch verstehen. Ja, es gibt sie, die Sprache hinter den Worten! Jeder kann sie verstehen, der entflammt ist. Sie überwindet alles Trennende mit ihrer Kraft.
Pfingsten spürten die Anhänger Jesu: Gott ist nicht zu sehen. Jesus ist körperlich weg. Aber er hatte vorher gesagt: Ich werde bei euch sein, und der Heilige Geist „wird euch alles lehren und euch an alles erinnern.“ (Joh. 14,26). Und so wurden sie Feuer und Flamme für ihn. Noch immer beschäftigt dieser Jesus Menschen, Gruppen und ganze Völker. Jede Generation fragt sich erneut: Wer war das? Was hat er gesagt oder gemeint? Sie fragen nach den Konsequenzen für sich und ihre Zeit. Aber zuallererst knüpfen Christen an diese Leidenschaft an: Diese Glut unzerstörbaren Glaubens – auch nach 2000 Jahren. Das ist unser wahres Erbe! Das ist Pfingsten – Heilige Begeisterung für Jesus.